SPD, Grüne und FDP wollen das Arbeitszeitgesetz aufweichen. Dieses regelt unter anderem eine Tageshöchstarbeitszeit von acht Stunden (bei einer Sechs-Tage-Woche) bzw. zehn Stunden inkl. Überstunden. Diese Grenze sollen Arbeitgeber überschreiten dürfen, wenn Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge es vorsehen.
Das verlangen die Unternehmer schon lange. Begründung sind angebliche Anforderungen der Digitalisierung: Arbeit und Kundenkontakte müssten rund um die Uhr möglich sein. Für die Beschäftigten bedeutet das Entgrenzung, mangelnde Planbarkeit und ständige Erreichbarkeit. Kürzere Ruhepausen, längere tägliche Arbeitszeiten und die Vermischung von Arbeits- und Privatleben schaden aber der Gesundheit. Die Folgen sind oft Burnout, Depression, erhöhter Alkoholkonsum, erhöhtes Schlaganfall-Risiko, vermehrte Selbstmorde. Auch kommt es häufiger zu Unfällen; die Produktivität geht zurück. Anders als oft behauptet, schaden schlechtere Arbeitszeit-Standards der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Da überwiegend Frauen Kinder betreuen, hätten sie besonders das Nachsehen.
Schutzgrenzen sind gerade in Zeiten der Digitalisierung wichtig. Sie dürfen auch nicht durch Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge aufgeweicht werden. Denn viele Belegschaften und Beschäftigte sind erpressbar. Nur klare gesetzliche Schutzrechte geben uns die Freiheit, nein zu sagen. Es geht um unsere Lebenszeit, unsere körperliche und seelische Gesundheit!